E-Mail oder eher E-Müll

Vielleicht ist ja der Stoff für diese Glosse eher für die Tonne. Die E-Mail, die mich soeben erreichte, ist es allemal. Bislang landeten solche Mails auch immer unbesehen dort,  denn ich brauche keine kleinen blauen Pillen. Ganz bestimmt nicht, die Geschlechterfrage ist grundlegend geklärt. Ich bin eine Frau. Von Geburt an.

 

Nun aber steigt mein Adrenalinpegel doch. Mit Wortwitz und Verve, und danach sofort stumpf und direkt bietet mir diese Mail eine Vielzahl von Lösungen, die für Männer jeden Alters geeignet sind. Die Benennung des Problems spare ich Ihnen an dieser Stelle, wenngleich ich sicher bin, dass ich es netter beschreiben könnte, als die E-Mail es tut.

 

Aber wie gesagt: Die Geschlechterfrage ist geklärt. Nicht aber die Frage, wie ich, mitsamt weiblichem Vornamen, in den Adressverteiler fürs mangelnde männliche Standing komme. Gut, es ist anzunehmen, dass die Autoren ihre Mails selbst nicht lesen. Gehäuft sind sie ja mit Sicherheit erst recht nicht zu ertragen. Aber der Adressverteiler? Prüft den denn keiner?

 

Oder war das jemand mit Verstand? Immerhin steckt im veralteten deutschen Vornamen Mechthild ja sprachlich betrachtet vorne die Macht und hinten der Held. So gesehen muss vielleicht auch ich in Notlagen standhaft bleiben können.

 

Eine ganz andere, aber auch eher unwahrscheinliche Möglichkeit: Gendergerechtigkeit. Warum sollen little yellow pills, die einst die Stones besangen, den Frauen und die blauen Pillen den Männern vorbehalten bleiben? In einer Zeit, in der jeder sein Geschlecht frei wählen kann, ist es ja nur folgerichtig, dass auch jeder die Farbe seiner Pillen frei wählen kann. Also: Danke fürs Angebot. Ich werde es mir überlegen, wenn mir mein eigenes Geschlecht auf den Zeiger geht.

 

Bei genügend langem Grübeln darüber, warum mir nicht doch eher mothers little helper angeboten werden, komme ich zu der Erkenntnis: Nicht eine Vielzahl von Lösungen, wie sie mir gerade versprochen werden, kann den Sachverhalt erhellen, sondern nur eine einzige kleine Ungeschicklickeit meinerseits. Mangels manueller Genauigkeit in den Bewegungsabläufen des Zeigefingers der rechten Hand beim Umgang mit der Computer-Maus ist es mir hin und wieder vielleicht tatsächlich passiert, dass ich bei Adressabfragen im Kästelchen-Internet-Abfrage-Format das herrliche Attribut für mich auserkoren habe. Herr Mechthild Eissing. Dämlich, oder? Auf jeden Fall ein Vorfall mit Folgen.


© Mechthild Eissing

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